Geschichte

History

Berberinnen Amazigh women

Wer nach Marokko reist, ist bald fasziniert von der farbenprächtigen, authentischen Kultur der «Berber». Sie werden als die heterogenen Volksminderheiten bezeichnet, die seit über 6000 Jahren in Marokko ansässig ist. Mit der Einwanderung der Araber, wurden die Berberstämme in die Berge verdrängt. Dort leben sie noch heute und konnten ihre Traditionen, Sprache und ihre Handwerkskunst erhalten.

Berber Amazigh women. Anyone traveling to Morocco is soon fascinated by the colorful, authentic culture of the "Berbers". They are referred to as the heterogeneous ethnic minority that has resided in Morocco for over 6000 years. With the immigration of the Arabs, the Berber tribes were driven away into the mountains. There they still live today and were able to preserve their traditions, language and craftsmanship.

Kooperation Fatimas Carpets an der Arbeit. So lernen die Mütter den Mädchen das Handwerk des Knüpfens

Cooperation Fatimas Carpets at work. That’s how the mothers teach the girls the craft of knotting.

Amlougui, ein Berberdorf im Hohen Atlas

Das Berberdorf Amlougui liegt auf 1400m.ü.M., etwa 60 km südöstlich von Marrakesch am Fuße des Hohen Atlas. Es ist ein kleines traditionelles Dorf mit ca. 120 Familien.

Die meisten Familien leben vom Obstbau und Viehwirtschaft. Doch immer mehr Menschen teilen sich das bescheidene Weide - und Anbauland. Dadurch wird das Einkommen und die Erträge immer kleiner und die Menschen geraten mehr und mehr in Armut. In den Bergregionen gibt es kaum Unterstützungsprogramme oder finanzielle Hilfe von der Regierung oder den Gemeinden. Die meisten Familien leben von der Hand in den Mund. An Ersparnisse für die Ausbildung der Kinder ist nicht zu denken.

Die Oberstufe, Colleges und Ausbildungsstätten sind nur in den grösseren Orten angesiedelt. Das Einkommen (ca. Fr. 150.- pro Fam. und Monat) reicht nicht aus, um die Ausbildungs- und Unterhaltskosten der Kinder zu finanzieren. Die Schultransport- und Essenskosten übersteigen das Budget der meisten Familien, somit endet die Schulausbildung oft nach der sechsten Klasse. Arbeitslosigkeit und Armut sind die Folgen davon und das Abwandern der jungen Familien in die Grossstädte liegt auf der Hand.

Amlougui, a Berber village in the High Atlas Mountains. The Berber village of Amlougui is located at 1400 m.a.s.l., about 60 km southeast of Marrakech at the foot of the High Atlas Mountains. It is a small traditional village with about 120 families.

Most families live from fruit growing and livestock. But more and more people share the modest pasture and cultivation land. As a result, the income and the fields are getting smaller and smaller and the people fall more and more into poverty. In the mountain regions, there are hardly any support programs or financial aid from the government or the communities. Most families live from hand to mouth. There is no thought of saving for the children's education.

High schools, colleges and training centers are only located in the larger towns. The income (approx. Fr. 150.- per family and month) is not sufficient to finance the education and maintenance costs of the children. The school transportation and food costs exceed the budget of most families, so school education often ends after the sixth grade. Unemployment and poverty are the consequences of this and the migration of young families to the big cities is an obvious conclusion.

Fatimas Carpets

Die Berberfamilien im Hohen Atlas suchen Lösungen, wie sie eine weiterführende Schulbildung ihrer Kinder finanzieren können, um ihnen eine grössere Chance auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Darum gründeten die Frauen von Amlougui im Frühling 2018 den Verein «Fatimas Carpets», Cooperation of Amazigh Women, Amlougui, Atlas Mountains

Die Frauenkooperative «Fatimas Carpets» knüpft buchstäblich an der Zukunft ihrer Kinder; sie knüpft und verkauft Teppiche. Für die Frauen selbst bedeutet die Kooperative mehr Selbständigkeit, finanzielle Unabhängigkeit und dadurch eine Stärkung ihrer Position in der Gesellschaft.

Als zweites Standbein bietet die Kooperative  ein Alphabetisierungsprogramm für Frauen an. Dieses Angebot ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung und Mitspracherecht der Frauen, welche durch «Friends of Amlougui», Verein für nachhaltige Entwicklung, in der Schweiz unterstützt wird.

Fatimas Carpets. Berber families in the High Atlas are looking for solutions to finance secondary education for their children to give them a greater chance in the labor market. That is why, in the spring of 2018, the women of Amlougui founded the association "Fatimas Carpets", Cooperation of Amazigh Women, Amlougui, Atlas Mountains.

The women's cooperative "Fatimas Carpets" literally weaves the future of their children; they weave and sell carpets. For the women themselves, the cooperative means greater autonomy, financial independence and thus the strengthening of their position in society.

As a second pillar, the cooperative offers a literacy program for women. This offer is another important step towards equal rights and a voice for the women, which is supported by "Friends of Amlougui", an association for sustainable development in Switzerland.

Einige Frauen der Kooperative auf der Terrasse von Amlougui mit ihrem ersten Kundenauftrag aus der Schweiz.

Some women of the cooperative on the terrace of Amlougui with their first customer order from Switzerland.

Die Tradition der Teppiche

Marokkanische Teppiche werden immer von Frauen gewebt. Hergestellt für den eigenen Bedarf sind sie Ausdruck des Lebens, des Kampfes, aber auch der Freude der Frau, die sie webt. Sie werden nach der Region oder dem Ort, aus dem sie stammen, oder nach dem Namen des Stammes benannt, aus dem die Weberin kommt.

Ursprünglich wurden diese Teppiche für den persönlichen und häuslichen Gebrauch von den verschiedenen ethnischen Gruppen der hauptsächlich berberischen, selten arabischen, Herkunft in Marokko hergestellt, von denen die meisten halbnomadisch waren. Die Teppiche wurden normalerweise als Bettwäsche oder Decken verwendet und von den Frauen für ihre eigenen Familien hergestellt, die die Webtechniken über Generationen hinweg weitergaben.

Durch die Art und Weise, wie diese Teppiche gewebt wurden, konnten sie sich leicht an jedes Klima anpassen; in den Bergen werden sie mit einem hohen Flor* hergestellt und sind zum Schutz vor Kälte lockerer geknüpft, während in wärmeren Regionen eine geringere Florhöhe* und eine feinere Webart verwendet wird. (*Länge der Knüpffäden)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts faszinierten marokkanische Teppiche Künstler wie Wassily Kandinsky und Le Corbusier und erinnern heute an Bilder von Mark Rothko oder Cy Twombly. Mit anderen Worten, eine Untersuchung der islamisch geprägten Kultur Nordafrikas im Allgemeinen, und von Teppichen aus Marokko im Besonderen, führt uns zu den Wurzeln der europäischen Avantgardekunst.


The tradition of carpets. Moroccan carpets are always woven by women. Made for their own use, they are an expression of the life, the struggle but also the joy of the woman who weaves them. They are named after the region or place they come from, or the name of the tribe that the weaver comes from.

Originally, these rugs were made for personal and domestic use by the various ethnic groups of mainly Berber, rarely Arab, origin in Morocco, most of whom were semi-nomadic. The rugs were usually used as bedding or blankets and were made by the women for their own families, who passed down the weaving techniques through generations.

The way these rugs were woven made them easily adaptable to any climate; in the mountains, they are made with a high pile* and are more loosely woven to protect against the cold, while warmer regions use a lower pile* height and a finer weave. (*length of the knotted threads)

At the beginning of the 20th century, Moroccan carpets fascinated artists such as Wassily Kandinsky and Le Corbusier and today they recall paintings by Mark Rothko or Cy Twombly. In other words, an examination of the Islamic-influenced culture of North Africa in general, and of carpets from Morocco in particular, leads us to the roots of European avant-garde art.

Wassily Kandinsky 1913
Boucherouite 1990 Hoher Atlas

Wassily Kandinsky 1913
Boucherouite 1990 high atlas

Eine Marokkoreise wird zur Berufung

Im Sommer 2017 besucht Cornelia Schiess auf ihrer ersten Marokkoreise das Vallée d’Ourika. Auf dem Tagesausflug lernt sie den Touristenführer Ibrahim Essoussy und seine Familie kennen. Aus dieser Begegnung entsteht eine Freundschaft, welche dazu führt, dass Cornelia die Familie beim Aufbau des Gästehauses «Amlougui House» unterstützt.

Im Folgenden engagiert sich Cornelia für die Frauenkooperative «Fatimas Carpets». Sie akquiriert in der Schweiz Kund:innen für Teppichaufträge und sucht Unterstützungsbeiträge für den Bau der benötigten Werkstatt- und Schulungsräume. Die Werkstatt soll der Teppichherstellung- und als Schulungsräume dem Alphabetisierungsprogramm dienen.

Die Frauenkooperative liegt Cornelia besonders am Herzen. Sie selber arbeitet als Weberin in einem Textilatelier am Zürichsee, Sie sieht in der Herstellung der Teppiche eine grosse Chance für die Förderung der Frauen im Bereich der Aus- und Weiterbildung. Sie ist überzeugt, dass die Befähigung der Frauen, und der damit verbundenen neue Rolle als Miternäherinnen, eine positive Wirkung auf die Generation von morgen haben wird. 


A Morocco vacation becomes a vocation. In the summer of 2017, Cornelia Schiess visits the Vallée d'Ourika on her first trip to Morocco. During the day trip, she meets the tourist guide Ibrahim Essoussy and his family. From this encounter a friendship develops, which leads to Cornelia supporting the family in the construction of the guesthouse "Amlougui House".

Hereafter Cornelia gets involved with the women's cooperative "Fatimas Carpets". She acquires customers in Switzerland for carpet orders and seeks support for the construction of the necessary workshop and training rooms. The workshop will be used for carpet production and training for a literacy program.

The women's cooperative is especially close to Cornelia's heart. She herself works as a weaver in a textile workshop at Lake Zurich. She sees the production of the carpets as a great opportunity for the advancement of women in the area of education and training. She is convinced that the empowerment of women and the associated new role as fellow breadwinner will have a positive effect on the generation of tomorrow. 

Besprechung der Teppichgestaltung mit den Frauen der Kooperative.

Discussion of the carpet design with the women of the cooperative.